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7. Allerlei Fehler und Pannen

Es ist dringend erforderlich, vor dem Ausmauern der Gefache innen rundum eine Verleistung anzubringen, damit beim „Arbeiten“ des fertigen Fachwerks keine sichtbaren Ritzen entstehen. Diese Verleistung wurde auch sorgfältig vorgenommen – jedenfalls nahmen wir das an. Später stellte sich allerdings zu unserem Leidwesen heraus, daß sie zumindest bei einigen schmalen Gefachen vergessen oder nicht richtig angepaßt wurde. Leider machten sich im Winter nach dem Einzug in unser neues Büro einige „Durchblicke unangenehm bemerkbar, da dort Balken und Ausfachung auch innen sichtbar blieben. Unangenehm auch deshalb, weil einige Ritzen so „günstig“ angeordnet sind, daß jeder, der mit offenen Augen unser Büro betritt, sie gar nicht übersehen konnte. Wir haben dann einfach einen großen Kalender darüber und Vorhänge davor gehängt. So ist der Zustand noch heute, aber eine Dauerlösung kann das natürlich nicht sein. Wir müssen unbedingt bald etwas dagegen tun und die Sanierung nachsanieren.

Übrigens kann man jedem, der ein Fachwerkhaus renovieren will, dringend anraten, sich mehrmals täglich auf der Baustelle sehen zu lassen um sich selbst zu überzeugen, daß angeordnete Arbeiten auch wirklich wie angeordnet ausgeführt werden. Oder, noch besser, gleich selbst dabeizubleiben. Sonst kann er unter Umständen sein blaues Wunder erleben, auch wenn er die besten Fachleute beschäftigt hat! Zum Beispiel, daß bei uns trotz ausführlicher, wiederholter Instruktion 


Sorgfältiges Ausmauern der Gefache

durch den Architekten zum Verputzen der Gefache nicht wie vorgeschrieben Trasskalk mit wenig Trasszement verwendet wurde, sondern eine „Spezial-Sondermischung“. Architekt Gerstner verhüllte sein Haupt und brachte uns schonend bei, daß der Verputz in Kürze reißen würde. Wir waren erschüttert, faßten uns aber bald wieder und warten nun schon seit einigen Jahren darauf. Bisher aber – entgegen aller Vorschrift – hat sich der Verputz nicht an die Regel gehalten und ist nur in ganz geringem Umfang gerissen. Warten wir also weiter ab!

Ein weiteres schönes Beispiel: Der Türstock mit der Inschrift: ERBAUD VON FILIP KNICKEL UND SEINER EHEFRAU ANNA KATARINA KNICKEL ANNO 1713 war zwar nicht mehr ganz vollständig erhalten aber noch gut lesbar. Um die neue Blendrahmentür –massiv Eiche- ordnungsgemäß einbauen zu können, mußte unten ein Stück Eichenholz eingearbeitet werden. Damit die Inschrift nicht noch mehr beschädigt würde, sollte diese Tüftelarbeit einer unserer erfahrendsten und genauesten Schreiner machen. Er hat den Balken auch sehr schön sauber angesetzt – und genau! So genau allerdings, daß zum Schluß die gesamte unterste Zeile – samt Jahreszahl! –der Genauigkeit und Sauberkeit zum Opfer fiel. Auf mein ungläubiges Entsetzen reagierte unser Fachmann entrüstet und vorwurfsvoll: „Des gieht doch owwer net annersder, des muß doch groad soi!“

 

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