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12. Die Mauer

Beinahe hätte ich sie vergessen, die Haupt- und Staatsaktion, die immer wieder hinausgeschoben, x-mal hin- und herüberlegt, beschlossen und wieder verworfen wurde! Ständig saß der Gedanke daran aber im Hinterkopf, und in regelmäßigen Abständen brach er sich Bahn bei dem einen oder anderen von uns mit der stereotypen Frage: „Was mache mer nur mit de Mauer?“

Die Sache ist die: Das Grundstück Beundehöferstr. 7 ist seit eh und je nach der Straße von einer Bruchsteinmauer begrenzt, ca. 120 cm hoch. Dahinter schließt ein kleines, erhöht liegendes Vorgärtchen an bis zur Giebelfront des Hauses. Früher gab es viele Fachwerkhäuser mit erhöhtem Vorgarten, aber die meisten wurden abgerissen, man sieht nur noch wenige. Diese alte Feldsteinmauer also war vor Jahrzehnten zum Teil zusammengebrochen. Der frühere Besitzer hatte diesen Schaden repariert, indem er einfach einen bunkerähnlichen Betonwall an dieser Stelle als Ersatz errichtete, und zwar über die ganze Hofseite und noch ca. 2m an der Straßenfront. Dieser erfüllte voll und ganz seinen Zweck, auf Schönheit kam seinerzeit ja nicht an. Aber jetzt, beim renovierten Haus, da hätte er den Gesamteindruck doch erheblich gestört.

Was also tun? So lassen? Kam nicht in Frage, aus schon erwähnten Gründen. Dann also abbrechen! Aber wie? Der Wall hätte jedem Boschhammer getrotzt, und auch dem, der ihn bedient. Eine fremde Spezialfirma zu beauftragen, hätte fünfstellige Summen erfordert, und die waren einfach nicht mehr verfügbar. Was aber dann? – Die Überlegungen wurden immer aberwitziger. Das ging von „alles verklinkern“, „alles mit Efeu begrünen“ und „restliche Feldsteine auch noch abbrechen und alles betonieren“ über „Betonmauer verputzen und mit Putz Steine andeuten und dann Fugen malen“ bis zu „Betonwand in die Luft sprengen und das Haus gleich mit, dann ist Ruhe„!!

Das ging eine Weile so. Dann aber- wieder einmal- wurde in einer gewaltigen letzten Anstrengung ein Entschluß gefaßt und gehandelt: Ein Hilferuf an die Gemeindeverwaltung wurde abgesandt und diese stellte uns den gemeindeeigenen großen Kompressor leihweise zur Verfügung. Das war die Rettung. Alles, was Arme hatte, bot Hilfe an, unsere treuen ständigen Helfer, Leute aus der Werkstatt, sogar Büro- und Verkaufspersonal. In einer großen, gemeinsamen Aktion wurde die Betonmauer schließlich bezwungen, es dauerte volle 8 Stunden!

Das Schlimmste war also geschafft. Nun baute Künstler Charly mit kleinen Feldsteinen und Basaltbrocken auf den verbliebenen Beton eine Verblendung und fugte sie schön aus. Kein Mensch sieht jetzt, daß die so entstandene „dicke Feldsteinmauer“ eigentlich gar keine ist. Dann wurde die restliche alte Steinmauer an der Straße komplett abgebrochen, weil sie auch nicht mehr fest war. Riesenbrocken kamen zum Vorschein. Sachkundig und kunstvoll wurde sie zweischalig neu aufgemauert und in der Mitte mit Beton ausgefüllt. Zum Schluß kam noch ein niedriges Holzzäunchen obendrauf. Schön steht sie jetzt da, „die Mauer“, von jedem bewundert. Ein gelungener Kompromiss und Sieg der Improvisationskunst!

Geschafft - Das Haus aus dem Jahre 1713 erstrahlt im neuen Glanz

 

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