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4. Stetig Schritt für Schritt

Nachdem der endgültige Entschluß gefaßt war, auf jeden Fall weiterzumachen, galt es nun, systematisch vorzugehen. Daß eine gründliche Fachwerkhaussanierung in keinster Weise mit einem Neubau zu vergleichen ist, das hatten wir schnell gelernt.

In drei Etappen schalten und betonierten wir eine neue Kellerdecke. Dann mußte dringend eine vorschriftsmäßige Haus-Abstützung hergestellt werden. Wir wollten ja nicht ständig bei jeder stärkeren Erschütterung den Atem anhalten müssen. Fast zwei Wochen Feierabendarbeit und eine Unmenge Rundhölzer, Balken und Streben waren nötig, um die

Gefahr des Zusammenbruchs zu bannen. Ein verwandter Zimmermannspolier hatte hierbei aus Gefälligkeit die Aufsicht übernommen und auch selbst feste zugepackt. Er war es auch, der mit viel Geduld und Können die äußerst schwierige Aufgabe bewältigte, den großen, vom Schwamm befallenen Tragebalken abzustützen, auseinander zu schneiden und kunstgerecht ein neues Stück einzubauen. Dann begann die schwierigste und langwierigste Arbeit: Das Ausbessern des schadhaften Fachwerks. Stück für Stück 


Absichern der Balken nach dem Entkernen 

mußten die morschen Balken ganz oder teilweise entfernt werden, mußten neu zugerichtet und eingezogen, alte Balken neu eingepaßt werden. Das war eine Heidenarbeit und als das erste Teilstück nach vielen, vielen mühsamen Stunden endlich fertig war, da erinnerten wir uns der düsteren Voraussagen des Zimmermann-Onkels und richteten uns ergeben auf eine mehrjährige Bauzeit ein. Nach und nach bekamen unsere Leute zwar Routine und es ging etwas flotter, trotzdem dauerte es Monate, bis das Fachwerk wenigstens im Erdgeschoß fertig war.

Entkerntes Fachwerk muß gründlich „abgebeilt“ werden, d.h. mit einem Beil wird alles Morsche sorgfältig entfernt, dann das Holz mehrfach neu imprägniert. Zum befestigen der Balken verwendeten wir Speziallaschen, die mit besonderen Gewindenägeln im Holz und auf der neuen Kellerdecke befestigt wurden. Will man es ganz richtig machen, müssen neue Balken zumindest oben angezapft werden. Aber das machten wir nicht bei allen so, sonst hätte es noch viel länger gedauert. Leider war es uns nicht gelungen, passende alte Balken von einem Abriß zu bekommen. Es mußte auf neues, möglichst lange abgelagertes Eichenholz zurückgegriffen werden. Wir bekamen es schließlich von einem uns bekannten Sägewerk, aber es stellte sich dann heraus, daß es immer noch so frisch war, daß es gar keine Imprägnierung annahm. Was tun? – Wir überlegten hin und her und es blieb schließlich keine andere Möglichkeit, als sämtliche Augen zuzudrücken, auf unser Glück zu vertrauen und das Holz so zu verwenden, wie es war. Wir ließen es auf den dringenden Rat des Architekten hin über Winter zum Nachtrocknen offen stehen. Das tat es auch ganz erheblich – und tut es noch heute! Falls einer der Leser ebenfalls ein Fachwerkhaus sanieren will: Wir können nur empfehlen, sich rechtzeitig um altes Holz zu kümmern!

 

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